Naturhistorica 152 (2010)

Naturhistorica 152 (2010)
Naturhistorica 152 (2010)
  • Geheimnisvoll: Sind die rätselhaften Höhlenkrebse vielleicht doch eher Insekten? Erste Forschungsergebnisse liegen vor.
  • Vorbildlich: Aus dem Bestand der „Sammlung Struckmann“ gingen zwei weitere paläontologische Arbeiten hervor, die schöne Beispiele für die konsequente Vorgehensweise des Landesmuseums Hannover bei der Aufarbeitung historischer Sammlungen sind.
  • Aufwendig: Versuchen Sie einmal, einen Bestimmungsschlüssel für die vielleicht 15 bis 20 in Ihrer Umgebung oder Ihrem Garten vorkommenden Vogelarten zu erstellen. Wenn Sie schon dabei stöhnen, werden Sie die Arbeit über die Bestimmung fleischfressender Säugetiere anhand der Halswirbel angemessen würdigen können.

Inhalt

Die rätselhaften Grottenkrebse der Blue Holes. Sind Remipedia primitive Crustaceen oder schwimmende Insekten?
Die rätselhaften Grottenkrebse der Blue Holes. Sind Remipedia primitive Crustaceen oder schwimmende Insekten?
Torben Stemme, Gerd Bicker, Steffen Hartzsch, Stefan Koenemann

Zu den erst seit den frühen 80er Jahren bekannten Grottenkrebsen Remipedia Yager 1981 wurden seit ihrer Entdeckung zahlreiche Theorien bezüglich ihrer Abstammungsverhältnisse postuliert. So sind Hypothesen von einer basalen Stellung innerhalb der Crustacea über eine Verbindung zu verschiedenen niederen und höheren Krebsen bis hin zu einer nahen Verwandtschaft mit Hexapoda bekannt. In diesem Artikel werden die neuesten Erkenntnisse auf diesem Gebiet präsentiert. Des Weiteren wird ein relativ neuer Ansatz zur Lösung der Verwandtschaftsbeziehungen vorgestellt. Bei dieser als Neurophylogenie bezeichneten Disziplin werden Merkmale der Neuroanatomie und Neuroentwicklungsbiologie analysiert. Ein spezieller Merkmalkomplex ist die Morphologie und Verteilung von serotonergen Zellen im Bauchmark der Arthropoda, welcher mit Hilfe der Immunhistochemie dargestellt werden kann. Hier wird die Methode der Immunhistochemie vorgestellt und erste Ergebnisse zum serotonergen System der Remipedia präsentiert.

Die Ilex-Minierfliege im Stadtgebiet von Hannover. Beobachtungen zur Parasitierung und Mortalität der Ilex-Minierfliege Phytomyza ilicis Curtis 1846 (Diptera, Agromycidae).
Die Ilex-Minierfliege im Stadtgebiet von Hannover. Beobachtungen zur Parasitierung und Mortalität der Ilex-Minierfliege Phytomyza ilicis Curtis 1846 (Diptera, Agromycidae).
Marco Neiber

Die Mortalitätsprofile der Larval- und Pupalstadien der Ilex-Minierfliege Phytomyza ilicis wurden an zwei Standorten im Stadtgebiet von Hannover (Tiergarten und Westfalenhof) erstellt und miteinander verglichen. Insgesamt konnten drei parasitierende Hymenopteren nachgewiesen werden: Chrysocharis gemma, Sphegigaster pallicornis und Opius ilicis. Die Larvalmortalitäten an den beiden Standorten unterscheiden sich insbesondere bezüglich des Parasitierungsgrades voneinander. Für C. gemma konnte erstmals belegt werden, dass diese Art auch aus dem Puparium von P. ilicis schlüpfen kann.

Vegetation eines Hainbuchen-Niederwaldes bei Wittenburg
Vegetation eines Hainbuchen-Niederwaldes bei Wittenburg
Ingo Geestmann

Bei Wittenburg, das zur Gemeinde Elze im Landkreis Hildesheim im südlichen Niedersachsen gehört, wurde untersucht, welche Pflanzenarten in einem kaum noch genutzten Hainbuchen-Niederwald vorkommen. In insgesamt zwanzig Vegetationsaufnahmen nach Braun-Blanquet fanden sich 52 Arten, von denen zehn in Niedersachsen auf der Roten Liste stehen. Sechs dieser Arten kommen typischerweise weiter südlich vor und finden sich in Wittenburg an ihrer nördlichen Verbreitungsgrenze. Sie verdeutlichen somit die besonderen Standortbedingungen, die ein Niederwald bietet. Insbesondere sein nutzungsbedingt lichtes Blätterdach unterscheidet ihn von den Buchenwäldern, aus denen er durch anthropogene Nutzung hervorgegangen ist. Die Zeigerwerte nach Ellenberg der vor Ort gefundenen Arten in Kombination mit den ökologischen Gruppen nach Hofmeister entsprechen den Bedingungen des hohen Lichteinfalls im Wald und zeigen, dass es sich um einen mittelfeuchten Standort mit kalkreichem, neutralem bis leicht saurem Boden mit guter Mineralstoffversorgung handelt. Der Wald hat einen ausgeprägten Frühjahrs-Geophyten-Aspekt, der vor allen Dingen durch ein massenhaftes Auftreten von Buschwindröschen (Anemone nemorosa) und Gelben Windröschen (Anemone ranunculoides) geprägt ist. Ohne eine Fortsetzung und gegebenenfalls Intensivierung der Nutzung droht der Standort für etliche Pflanzenarten verloren zu gehen. Die Erarbeitung eines ökonomisch sinnvollen Nutzungsplans scheint deshalb angebracht und sollte vorangetrieben werden.

Insekten aus dem Ober-Jura in Norddeutschland
Insekten aus dem Ober-Jura in Norddeutschland
Carsten Brauckmann, Elke Gröning

Insektenreste aus dem Ober-Jura in Norddeutschland sind außerordentlich selten. Bisher sind nur fünf isolierte Flügel bekannt; sie stammen aus Ablagerungen des „Kimmeridge“ (im Sinne der für Nordwest-Deutschland gebräuchlichen litho­stratigraphischen Terminologie). Vier davon sind Flügeldecken (Elytrae) von Käfern (Coleoptera): Hyperomima sp. Schultka 1991 und drei unbestimmbare Funde; das fünfte Exemplar ist eine Halbdecke (Hemielytra) der Wasserwanze (Hemiptera: Nepomorpha: Belostomatidae) Nettelstedtia breitkreutzi Popov, Rust & Brauckmann 2000. Die wenigen Fundstellen beschränken sich auf das Wiehengebirge (Hille-Oberlübbe und Nettelstedt; nordöstliches Nordrhein-Westfalen) und den Raum Oker (Steinbruch im Langenberg, nördliches Harzvorland, Niedersachsen).

Wolf, Luchs & Co. – Ein Bestimmungsschlüssel für Carnivoren anhand der Halswirbel
Wolf, Luchs & Co. – Ein Bestimmungsschlüssel für Carnivoren anhand der Halswirbel
Anna-Dinah Eßer

Ziel der vorliegenden Arbeit ist die Vorstellung eines Bestimmungsschlüssels für Halswirbel einiger Carnivorenspezies, anhand dessen fossile und rezente Knochenfunde zugeordnet werden können. Der Schlüssel richtet sich an interessierte Archäozoologen, Hobbypaläontologen, Studenten der Geologie sowie Zoologie und Fachkundler. Mit Hilfe dieses Schlüssels wurden Wirbel aus der Quartärsammlung des Niedersächsischen Landesmuseums Hannover (NLMH) bestimmt.
Datensammlung zum Artikel (PDF)

Vom Jurameer bis zur heutigen Nordsee. Vergleich des fossilen irregulären Seeigels Nucleolites mit dem rezenten Herzseeigel Echinocardium cordatum.
Vom Jurameer bis zur heutigen Nordsee. Vergleich des fossilen irregulären Seeigels Nucleolites mit dem rezenten Herzseeigel Echinocardium cordatum.
Heiko Steinke

In der vorliegenden Arbeit werden oberjurassische, irreguläre Seeigel der Gattung Nucleo­li­tes (Ordnung: Cassiduloida, Familie: Nucleolitidae) der historischen „Sammlung Struckmann“ des Niedersäch­si­schen Landesmuseums Hannover (NLMH) hinsichtlich Größe, Größenverteilung, Morphologie und Fossilerhaltung beschrieben und biometrisch vermessen. Mithilfe dieser Messungen wird überprüft, ob sich die Sammlungsstücke in verschiedene Arten differenzieren lassen. Die Messergebnisse zei­gen jedoch, dass es sich um Individuen derselben Art handelt. Zum Vergleich wird der rezente Nord­see-Herzseeigel Echinocardium cordatum (Ordnung: Spatangoida, Familie: Loveniidae) hinzugezogen und hin­sichtlich Größe, Größenverteilung, Morphologie, Lebensweise und Lebensraum beschrieben und ausgewählte Coronen aus der „Sammlung Richter“ ebenfalls biometrisch vermessen. Anhand der Untersuchungen werden vorhandene Unter­schiede und Gemeinsamkeiten in der Gestalt beider Arten herausgearbeitet und diskutiert. Weiterhin werden die Grö­ßen­verteilungen beider Gattungen dargestellt und diskutiert.

Das Meereskrokodil Steneosaurus aus dem Oberen Jura Hannovers. Schädelelemente und Osteoderme der „Sammlung Struckmann.
Das Meereskrokodil Steneosaurus aus dem Oberen Jura Hannovers. Schädelelemente und Osteoderme der „Sammlung Struckmann.
Marijke Taverne

Diese Arbeit beinhaltet die Untersuchung verschiedener historischer Fundstücke, die aus der geowissenschaftlichen Sammlung des Niedersächsischen Landesmuseums Hannover (NLMH) stammen. Da diese Stücke bisher noch nicht ausführlich beschrieben oder weitergehend bearbeitet wurden, ist eine genaue Untersuchung vorgenommen worden. Die Fossilien wurden gegen Ende des 19. Jahrhunderts in der Umgebung von Hannover entdeckt und von Karl Eberhard Friedrich Struckmann gesammelt und der Meereskrokodilgattung Steneosaurus aus dem Oberen Jura zugeordnet. Die Bearbeitung der Stücke setzt sich aus einer genauen makroskopischen Untersuchung, Zeichnungen von Kieferbruchstücken und Osteodermen, Vergleichen mit Stücken aus der Sammlung des Geowissenschaftlichen Zentrums der Universität Göttingen (GZG) sowie einer Röntgenaufnahme eines der Kieferbruchstücke zusammen. Ziel der Arbeit ist es, einen Beitrag zur genauen Dokumentation der umfangreichen Sammlung zu leisten und die Zuordnung der Stücke zur Gattung Steneosaurus zu überprüfen.

Bericht über die Marokko-Exkursion 2009 der Naturhistorischen Gesellschaft Hannover 2009
Bericht über die Marokko-Exkursion 2009 der Naturhistorischen Gesellschaft Hannover 24. Oktober 2009 bis 7. November 2009
Joachim Haßfurther, Frank-Dieter Busch

Naturhistorica – Berichte der Naturhistorischen Gesellschaft Hannover
Ausgabe 152 (2010)

  • Erschienen 2010, ISSN 1868-0828
  • 198 Seiten, kartoniert, 17,5 x 25,4 cm
  • Preis: 6,00 € plus Versandkosten
  • © Herausgeber: Naturhistorische Gesellschaft Hannover
  • Herausgegeben im Auftrag des Vorstands
  • Redaktion: Dieter Schulz
  • Lektorat: Stefan Konemann (Zoologie), Hansjörg Küster (Botanik, Ökologie), Albert Melber (Zoologie), Anette Richter (Paläontologie)
  • Für den Inhalt der Beiträge sind die Autoren verantwortlich
  • Design, Satz: Matthias Winter, vemion GbR, Hannover

Naturhistorische Gesellschaft Hannover
Gesellschaft zur Pflege der Naturwissenschaften · Gegründet 1797