Die Geschichte der Naturhistorischen Gesellschaft Hannover reicht weit zurück bis ans Ende des 18. Jahrhunderts. Lesen Sie hier einen ausführlichen Überblick von der Gründung der Gesellschaft im Jahre 1797, über die Bedeutung der NGH für die Stadt Hannover bis zu den heutigen Aktivitäten.
Die „genauere Kenntnis der Naturproducte hiesiger Lande zu befördern“ und „die Erweiterung aller naturhistorischen Kenntnisse unter den einzelnen Mitgliedern vermittelst einer dazu anzuschaffenden zweckmäßigen Bücher- und Naturaliensammlung“ anzustreben hatten sich 26 engagierte Bürger Hannovers, darunter Frau Geheime Kanzleisekretärin Klockenbring, zur Aufgabe gestellt, als sie am 11. Dezember 1797 unter dem Vorsitz des Hofmedicus August Ludwig Mensching die Naturhistorische Gesellschaft Hannover gründeten. Bei den Zusammenkünften der Mitglieder galt, dass „alles Spiel, ohne Ausnahme, untersagt, so wie man sich auch dabei aller politischen Unterredungen und Disceptationen als zweckwidrig, gern von selbst enthalten wird“.
Das Streben, naturwissenschaftliche Erkenntnisse zu erweitern und mittels fundierter Informationen das Wissen über die belebte und unbelebte Natur zu vertiefen, kennzeichnete die Zeit der Aufklärung, die für das Ende des 17. und das folgende 18. Jahrhundert so bezeichnend war.
Das aufstrebende Bürgertum jener Zeit begehrte mehr Bildung, religiöse Duldsamkeit und Mündigkeit des Bürgers. In der Abkehr von Halbwissen, vorgefassten Lehrmeinungen und Aberglauben strebten die Menschen danach, neue Erkenntnisse zu erwerben und so ihr Wissen auf allen Gebieten zu vertiefen. Dies allerdings war zunächst nur einer kleinen Schicht gebildeter und auch finanzkräftiger Bürger vorbehalten, die auch das notwendige Geld hatten zur Zahlung von Aufnahmegebühren, Mitgliederbeiträgen sowie für den Kauf von teuren naturwissenschaftlichen Folianten. Bis zur allgemeinen Verbreitung der Ziele der Aufklärung, insbesondere der Vertiefung naturwissenschaftlichen Wissens in weiten Kreisen des Bürgertums, sollte es noch ein langer Weg sein.
Das dringendste Ziel der Mitglieder der NGH war zunächst der Aufbau einer eigenen, nur den Mitgliedern im Leihverkehr zugänglichen Bibliothek (Erstkauf 38 Folianten im Wert von 138 Reichstalern). In der so entstehenden Lesegesellschaft – einer typischen Entwicklung der Zeit der Aufklärung – wurden gemeinsam seltene und teure Bücher angeschafft. In Zusammenkünften wurde über die gelesene Lektüre diskutiert und es wurden gesellschaftliche Kontakte unter Gleichgesinnten gepflegt. Die Mitglieder erhielten auf diese Weise Einblick in ihnen bisher verschlossene Wissensgebiete.
Ihr erstes Domizil fand die NGH in der Hahn’schen Buchhandlung. 1792 von dem Druckereibesitzer und Verleger Heinrich Wilhelm Hahn gegründet, entwickelte sich dieser Ort zu einem der Zentren der Aufklärung in Hannover. Bei der Auswahl der Themen für die monatlich anberaumten Vorträge hielt sich die NGH an das schon in der Antike aufgestellte Schema der Einteilung der Naturwelt in die drei Reiche „Pflanzen – Tiere – Steine“. Hinzu kamen Beiträge über allgemeine Naturgeschichte, wie z. B. Anthropologie und Reisebeschreibungen. Darauf aufbauend bilden auch heute noch Botanik, Zoologie und Geologie die drei Säulen der NGH.
Schon 1799 wurden der NGH anlässlich eines Vortrages von Georg Siegmund Otto Lasius 119 Gesteinsstücke und Mineralien aus dem Harz übergeben. Damit begannen die Mitglieder der NGH mit einer im Laufe der Zeit zunehmenden Sammlungstätigkeit, die Naturprodukte wurden zum Sammlungsobjekt. Alsbald gelangten auch kleinere und größere Privatsammlungen als Schenkungen in die Bestände der NGH.
Die erste Satzung („Die Constitution der Natur-Historischen Gesellschaft in Hannover“) wurde am 13. April 1801 beschlossen und am 2. Dezember 1801 vom königlichen Ministerium genehmigt. Später wurde die Satzung mehrfach geändert.
1812 wurde der Gesellschaft eine Abteilung für Landwirtschaft angegliedert und der neue Name „Naturhistorisch-ökonomische Gesellschaft“ angenommen. Aber schon 1829 war der landwirtschaftliche Zweig wieder verwaist und die NGH schloss sich mit dem im gleichen Jahr gegründeten „Gartenbauverein für das Königreich Hannover“ zu der „Naturhistorischen und Gartenbaugesellschaft“ zusammen. Auch diese Verbindung war nur von kurzer Dauer, schon 1832 trennte man sich wieder. Fortan blieb die NGH ein selbständiger Verein und ging keine weiteren Verbindungen mehr ein.
Der erste interne Vortrag wurde am 01.10.1798, der erste öffentliche Vortrag am 07.04.1858 (mit Damen und Nichtmitgliedern) gehalten. Ein erster Lehrausflug führte am 14.06.1863 zur Winzenburg bei Alfeld und die erste Publikation (Jahresbericht) erschien 1851 als „Jahresbericht der Vereinigung zur Gründung eines naturhistorischen Museums“. Ab 1860 enthielten die Berichte auch wissenschaftliche Beiträge. Bis heute sind 164 (2023) Berichte und 14 (2002) Beihefte sowie einige Sonderpublikationen erschienen.
Aus der Lesegemeinschaft der Gründerjahre und dem „Sammlerverein“ der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts hatte sich die NGH im Laufe der Jahre zu einer honorigen wissenschaftlichen Vereinigung entwickelt. Ein Schwerpunkt aller Bemühungen war nach wie vor die Errichtung einer angemessenen Bleibe für ihre laufend anwachsenden Sammlungsbestände.
Im 19. Jahrhundert erlebten die Naturwissenschaften und in deren Folge die Industrialisierung einen ungemeinen Aufschwung. Neue Forschungs- und Lehranstalten wurden in Hannover gegründet (1831 Höhere Gewerbeschule, 1879 Technische Hochschule). Naturwissenschaftliches Wissen wurde nun öffentlich und auf breiter Basis angeboten. Durch diese zunehmende Professionalisierung der Naturwissenschaften war die NGH bei der Vermittlung des angestrebten Wissens bald nicht mehr konkurrenzfähig. Die Mitgliederzahl sank beängstigend (1849 nur noch 13 Mitglieder). Zudem war die Gesellschaft durch den Zuwachs an Büchern und Sammlungsgegenständen in der Vergangenheit mehrfach zum Umzug gezwungen, ohne aber eine befriedigende Bleibe zu finden.
Um diesem Missstand abzuhelfen, wandte sich der 1849 zum neuen Vorsitzenden der NGH gewählte Oberbergrat Jugler am 27.11.1849 an das Ministerium des Innern mit der Bitte um unentgeltliche Überlassung von Räumen, damit Bibliothek und Sammlung zum Kern eines neu zu errichtenden Museums werden könnten. Der Gesellschaft wurden binnen kürzester Zeit vom König im Prinzenhaus am Reitwall Räume zur vorläufigen Verfügung bereitgestellt und gemeinsam mit dem Historischen Verein von Niedersachsen (gegründet 1835) und dem Verein für öffentliche Kunstsammlungen (gegründet 1848) startete man noch im Jahr 1850 mit einem öffentlichen Aufruf eine Initiative zum Bau eines Naturhistorischen Museums in Hannover. Durch diese Aktivitäten stieg die Mitgliederzahl der NGH rasch wieder auf 246 Personen an (am 20.12.1850). 1851 wurde der Verein zur Gründung eines naturhistorischen Museums ins Leben gerufen und übernahm den Namen „Naturhistorische Gesellschaft in Hannover“. 1852 mussten die Räume im Prinzenhaus wieder geräumt werden und die königliche Verwaltung stellte unter der Bedingung, dass sich die 3 Vereine zwecks Errichtung eines neuen Museums zusammentun, das Haus des Grafen Kielmannsegge in der Calenbergerstraße für Ausstellungszwecke zur Verfügung. Nun konnten die Öffnungszeiten des Museums erweitert werden. Mehr Besucher kamen in die neuen Ausstellungsräume. Eine größere Unterstützung der Ziele der 3 Gesellschaften durch die Bevölkerung war das Ergebnis.
Mit finanzieller Unterstützung durch König Georg V. und durch den Magistrat der Stadt Hannover konnte bereits am 27.5.1853 der Grundstein für ein neues Museum in der Sophienstraße gelegt werden. Am 23. Februar 1856 schließlich wurde das von Baumeister Hase errichtete Museum für Kunst und Wissenschaft (heute Künstlerhaus) feierlich eingeweiht und 3 Tage später für die Öffentlichkeit freigegeben. Damit hatten die Sammlungen der 3 Vereine erstmals eine angemessene Unterkunft gefunden. Dieses Ereignis setzte eine regelrechte Spendenwelle frei. Das Welfenhaus und viele Privatleute stifteten der NGH Mineralien und Fossilien, Säugetiere, Vögel, Insekten und naturkundliche Objekte aller Art.
Die Sammlungs- und Ausstellungsräume in der Sophienstraße waren daher bald für die Bestände der 3 Vereine zu klein. Es musste mehrmals umgeräumt werden, die Bibliothek der NGH wurde ausgelagert, das Museum wurde mehrmals baulich erweitert. Aber das alles reichte nicht aus. Der König war einem Museum zwar weiterhin durchaus wohlgesonnen, doch das Geld war knapp und seit einiger Zeit lag das Schwergewicht der Bautätigkeit beim sehr teuren Eisenbahnbau. 1866 erlosch das Königreich Hannover und wurde eine preußische Provinz. Sogleich wurde der Plan für ein Provinzialmuseum geboren. Im gleichen Jahr übergaben die 3 Vereine der neuen preußischen Provinzialregierung eine Denkschrift über die „Bedürfnisse für Kunst und Wissenschaft“ im ehemaligen Königreich Hannover. 1870 übernahm die Provinzialregierung die Sammlungen der 3 Vereine, die jedoch das Eigentumsrecht daran behielten. Im Jahr 1900 übernahm die Stadt Hannover das Museum in der Sophienstraße von der Provinzialregierung. Ab 1895 waren keine baulichen Erweiterungen in der Sophienstraße mehr möglich, daher stellte der Provinzialausschuss einen Antrag auf Neubau im vorderen Teil der Masch.
1895 schließlich sollten die Bemühungen für einen Museumsneubau Früchte tragen. Ein Museumsneubau am Maschpark wurde geplant und zwischen 1897 und 1912 erbaut. Aber schon 1902 konnten Teile des neuen Hauses genutzt werden. 1906 verkaufte die NGH ihren gesamten Sammlungsbestand für 25.000 Reichsmark an das neue Provinzialmuseum, da man der wissenschaftlichen Arbeit mit dem Material den Vorrang vor einem reinen Ausstellungsbetrieb beimaß. Damit legte die NGH den Grundstock für die heutige Naturkunde-Abteilung des Niedersächsischen Landesmuseums.
Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden die ersten zoologischen Gärten und so stieß auch bei der NGH die Anregung zur Gründung eines zoologischen Gartens in Hannover auf breite Zustimmung. „Weil das Wesen des Thieres im Leben liegt“, das ausgestopfte Tier im Museum aber nicht genügend Anschauung bietet, kam einem Zoo die Aufgabe zu, die Kenntnisse von der Natur aus einem anderen Blickwinkel zu fördern. Die NGH richtete eine 3-köpfige Kommission ein, die Gespräche mit dem Magistrat der Stadt Hannover führte. Nachdem ein Gelände in der Eilenriede vorgesehen war, wurde ein Zirkular zum Zeichnen von Aktien erfolgreich ausgegeben. Am 25.02.1863 fand eine Generalversammlung der Zoointeressenten statt und im Sommer des gleichen Jahres wurde mit dem Bau eines zoologischen Gartens begonnen. Im Mai 1865 wurde der Zoologische Garten Hannover eröffnet. Sein Verwaltungsrat bestand zum großen Teil aus Mitgliedern der NGH.
1869 kam auch die Anregung zu einem botanischen Garten, u. a. zur Unterstützung des Botanik-Unterrichts, aus den Reihen der NGH. Dieser Plan wurde aber nicht verwirklicht, vielmehr kam man durch besondere Anpflanzungen im Zoo dem Wunsch nach botanischer Vielfalt entgegen.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nahm die NGH regen Anteil an der. Entwicklung der Stadt Hannover. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts setzte infolge der Industrialisierung in und um Hannover eine beängstigende Landflucht ein. Hieraus resultierte ein rasantes Anwachsen der Städte. 1855 hatte Hannover ca. 30.000 Einwohner, 1861 waren es schon etwa 61.000 und 1873 bereits über 100.000 Personen. Hierdurch entstanden enorme Probleme, von denen die hygienischen Missstände eine ständige Gefährdung der Menschen bis hin zur Seuchengefahr darstellten. 1872 war von 45 städtischen Brunnen 41 schlecht, durch Fäkalien und Schlachtabfälle verunreinigt und nur 4 von mittelmäßiger Qualität. 1873 traten 60 Angehörige der NGH der neu gebildeten „Commission zur Verbesserung der öffentlichen Gesundheitspflege“ bei, die sich zunächst eine gesundheitlich einwandfreie Wasserversorgung der hannoverschen Bevölkerung zum Ziel gesetzt hatte. 1878 wurde ein Wasserwerk in Betrieb genommen, das zunächst die Hälfte der Stadtbevölkerung versorgte. Ab 1890 begann die Stadt unter hohem Kostenaufwand mit dem Bau einer Kanalisation, Linden folgte damit ab 1906.
Große hygienische Missstände herrschten auch in den vielen über das Stadtgebiet verteilten kleinen Schlachthöfen. Im Dezember 1865 bildete die NGH eine Kommission zur Gründung eines Schlachthauses, die zunächst aber wenig Unterstützung bei den städtischen Gremien fand. Allerdings wurde die Trichinenschau ab Dezember 1865 auf den hannoverschen Schlachtplätzen eingeführt. Erst eine in Linden im Jahr 1874 ausbrechende Trichinenepidemie und der daraufhin gegründete Verein zur Errichtung eines Schlachthauses in Hannover, der spontan rund 4.000 Unterschriften für den Bau eines Schlachthofes sammelte und bei den städtischen Gremien einreichte, brachte den Magistrat zur Einsicht. 1881 wurde an der heutigen Hans-Böckler-Allee der neue Schlachthof eingeweiht, der bis in die 90erJahre des letzten Jahrhunderts in Betrieb war.
1870 wurde auf Anregung des Architekten- und Ingenieurvereins eine „Commission für Maßnahmen der allgemeinen Gesundheitspflege“ eingerichtet, in die die NGH 4 Mitglieder entsandte. Ebenfalls 1870 wurde auf Anregung des Geflügelzuchtvereins eine „Commission zum Schutz der Singvögel“ in und um Hannover gegründet. Auch hier beteiligten sich 4 Mitglieder der NGH.
Auch in Ernährungsfragen, speziell in der Frage der Verarbeitung und Verteilung von Milch für die Stadtbevölkerung engagierte sich die NGH. Die Milch war häufig durch Stallmist verunreinigt, „die Städter saufen und fressen alles“ hieß es. 1911 setzte die NGH mit dem Lösungsvorschlag zur Errichtung von Kühlhäusern (3°–7° C) ein zukunftsweisendes Zeichen.
Mit der wachsenden Industrialisierung im Laufe des 20. Jahrhunderts verstärkte sich das Interesse der Menschen an jenem Teil der Natur, der Gewinn und ein angenehmes Leben versprach. Einen Schwerpunkt bildeten dabei diejenigen Rohstoffe, die in der Erde verborgen liegen, wie z. B. Metalle, Kohlen, Kalkgesteine, Erdöl, Kali- und Steinsalz, Asphalt, Natursteine zum Bauen sowie Tone aus dem Leinetal. Damit rückte die Geologie in den Mittelpunkt des Interesses. 1860 hatte Liebig das Kalisalz als Pflanzennährstoff entdeckt. 1910 gab es in der Provinz Hannover etwa 24 Kalisalz-Bergwerke. Sie versorgten die Landwirte der Zuckerrübenprovinz Hannover und weit darüber hinaus mit dem begehrten Kunstdünger. Die erste Grubenbefahrung der NGH fand am 1.11.1908 auf dem Kaliwerk „Friedrichshall“ in Sehnde statt.
Die NGH schuf 1908 und 1909 aufgrund der zunehmenden Spezialisierung der Wissenschaften eine geologische, eine botanische und eine zoologische Abteilung, die jeweils als eigener Verein innerhalb der NGH geführt wurden. Den größten Zulauf erlebte der geologische Bereich. Allein 1910 wurden 130 neue Mitglieder verzeichnet, darunter viele leitende Bergbeamte, Dozenten, geologische Forschungsinstitute sowie Vertreter der Bergbauindustrie, allein 19 Betriebe der Kaliindustrie. Aber alle 3 Abteilungen erloschen bald wieder (geologischer Verein 1909–1938, botanischer Verein 1908–1919, zoologischer Verein 1909–1919). 1914 wurde ein geologischer Wanderführer für Hannover und Umgebung herausgegeben. Der Niedersächsische Geologische Verein, ein Ableger der NGH, gehörte 1927 zu den Veranstaltern einer Erdöltagung in Hildesheim. Erdöl war als Ausgangsstoff für Antriebsmittel und Schmierstoffe ein unabdingbarer Rohstoff für die zunehmende Motorisierung geworden.
Die zunehmende Motorisierung brachte aber nicht nur Vorteile. Stetig wuchs die Inanspruchnahme bisher unberührter Naturflächen durch Industrieanlagen, Straßen-, Schienen- und Wasserwege und nicht zuletzt durch Wohnanlagen. Der Schutz der Natur wurde als zunehmend wichtiges Aufgabenfeld erkannt. So wurde 1921 mit der Lüneburger Heide erstmals ein Naturschutzgebiet in Deutschland ausgewiesen. 1932 konnte die NGH die Kultivierung des Altwarmbüchener Moores verhindern, das Moor wurde unter Schutz gestellt.
1924, in der schwierigen und von vielen Unsicherheiten geprägten Inflationszeit, wurde die „Geschäftsstelle niedersächsischer Vereine“ der spätere Kulturring, ein Zusammenschluss verschiedener kulturell tätiger Vereine gegründet. Die NGH trat ihm 1934 bei und blieb bis zu seinem Ende im Jahr 2000 dessen Mitglied. 1905 wurde der Niedersächsische Heimatbund gegründet. Gründungsmitglied war die NGH, sie ist noch heute Mitglied.
Am Anfang der 20er Jahre des 19. Jahrhunderts waren die „Mitteilungen der floristisch-soziologischen Arbeitsgemeinschaft in Niedersachsen“ zunächst Beigaben der NGH. Später erst wurden sie eine eigene Publikationsreihe.
Zwischen 1936 und 1939 wurde am früheren Ziegeleigelände in Kirchrode, am Annateich, ein neuer Volkspark angelegt, der Hermann-Löns-Park. Bei der Umwandlung dieser einst industriell genutzten Fläche in ein Erholungsgebiet ging die Stadt Hannover neue Wege. Die standortgerechte Bepflanzung eines ca. 100 ha großen Geländes im Bereich Tiergarten-Eilenriede wurde einem anerkannten Pflanzensoziologen, dem damaligen Vorsitzenden der NGH, Prof. Tüxen, übertragen.
Während der Zeit des Nationalsozialismus musste sich auch die NGH den politischen Vorgaben beugen. Die Satzung hatte Juden prinzipiell von der Mitgliedschaft auszuschließen. Dennoch spiegelte sich in keinem der nach 1933 gehaltenen Vorträge der nationalsozialistische Rassenwahn wider. Allerdings folgte man dem Geist der Zeit, so handelten z. B. die Vorträge des Winterhalbjahrs 1942/43 alle vom landwirtschaftlichen Aufbau des eroberten „deutschen Lebensraums“ in Osteuropa.
Nach dem zweiten Weltkrieg suchte die NGH verstärkt mit sachlicher, naturwissenschaftlich fundierter Information Nachdenklichkeit gegenüber einer weit verbreiteten „Wirtschaftswunder-Mentalität“ zu wecken. Dies führte im Laufe der Jahre auch zu einer verstärkten Diskussion der Vereinbarkeit von Ökologie und Ökonomie. Unter anderem behandelten einige Jahresberichte der letzten Jahre den Zustand von Boden, Luft und Wasser, verbunden mit den Auswirkungen auf Tiere und Pflanzen im Stadtgebiet von Hannover. Die NGH versteht sich heute als Informationsgesellschaft. Exkursionen führen hinaus in die Natur und in Vorträgen wird der Dialog der unterschiedlichen Standpunkte gepflegt. Beides dient der Erweiterung des Wissens um die Natur.
Bibliothek und Archiv der NGH wurden 1943 durch Brandbomben vollständig vernichtet, das ist ein unersetzlicher Verlust. Die Gesellschaft besaß damals 4.635 Einzelwerke und 23.365 Bände von Zeitschriften etc. Nach dem Kriege wurde eine neue Bibliothek aufgebaut, die um 1960 als Schenkung an die Bibliothek der Technischen Universität Hannover (TU) gegeben wurde, es waren inzwischen wieder etwa 10.000 Stücke im Bestand. Von der Universitätsbibliothek aus wird seitdem der Tauschverkehr weltweit mit zurzeit 205 (2019) Tauschpartnern in 28 Ländern der Erde durchgeführt.
Die wertvollen Sammlungen der NGH aber überstanden die Zerstörungen des zweiten Weltkriegs ohne größeren Schaden und bilden nach wie vor einen wesentlichen Teil des Bestands der Naturkunde-Abteilung des Niedersächsischen Landesmuseums Hannover.
Highlight des Jahres 2018 war die Aufstellung des (sog.) Schwedenfindlings, eines nahe des Deisterkamms von einem NGH-Mitglied entdeckten eiszeitlichen Steins, der wegen seiner geologischen Bedeutung zum Naturdenkmal erklärt wurde.
Im Jahre 2018 hat die NGH eine Resolution zum Schutz der Wildbienen unterstützt, die der Niedersächsischen Landesregierung überreicht wurde. Die NGH ist ferner Gründungsmitglied des 2020 gegründeten Insektenbündnis Hannover und im Eilenriedebeirat der Stadt Hannover vertreten.
2017 brachte die NGH ein viel beachtetes umfangreiches Werk heraus: „Der Deister – Natur Mensch Geschichte“. Es umfasst 672 Seiten und gibt u. a. Auskunft über Geologie, Böden, Flora und Fauna sowie Geschichtliches. Es enthält die Beschreibung von 701 sehenswerten Orten der Deister-Region, die in einer mitgelieferten Geologischen Wanderkarte verzeichnet sind.
Präsenz im Landesmuseum Hannover bei der „Langen Nacht der Museen“ sowie auf dem „Umweltforum“ des Schulbiologiezentrums und im „Erlebnis-Zoo Hannover“ gehören zur Öffentlichkeitsarbeit der NGH.
In unregelmäßiger Folge verleiht die NGH Jugendpreise für herausragende naturwissenschaftliche Arbeiten junger Menschen.