Naturhistorica 164/165 (2022/2023)

Naturhistorica 164/165 (2022/2023)
Naturhistorica 164/165 (2022/2023)
  • „Backsteine“, die in Hannover z. B. die Südstadt und Linden prägen, wurden auch in den bürgerlichen Häusern des späten 19. Jh. (List) unter Putz verbaut. Franz-Jürgen Harms geht der Herkunft und Entstehung dieser „Backsteine“ nach, die in zahlreichen Ziegeleien in und um Hannover produziert wurden. Unter geologisch guten Rahmenbedingungen erlebte die Zieglerkunst im Raum Hannover zwischen 1870 und 1920 ihren Höhepunkt.
  • Die Fassadensteine der Margarethenkirche in Gehrden (Region Hannover) bestehen aus Trümmern kalkschaliger, fossiler Organismen (Muscheln, Seeigel, Moostierchen u. a.). Gregor Bischoff, Jörg Mutterlose und Anette Schmidt rekonstruieren den ehemaligen Lebensraum, der auf turbulentes, gut durchlüftetes Flachwasser hinweist. Bei Wassertemperaturen > 21 °C handelte es sich um ein tropisches Ökosystem einer Treibhauswelt.
  • Aus dem Süntel beschreiben Sandra Franke und Robert Pierau eine Sandstein-dominierte Schichtenfolge aus dem Steinbruch Eulenflucht. Sedimente einer lagunären Randfazies (Münder-Formation, Jura-Kreide-Grenzbereich) werden von einer fluviatil-deltaischen Abfolge (tiefe Kreide) überlagert. Die den Sandsteinen eingeschalteten Wechselfolgen aus Ton, Silt- und Feinsandsteinen werden als Verlandungszyklen gedeutet.
  • Hermann Löns hat für den jüngsten Abschnitt der Erdgeschichte, die Quartärzeit, die Einführung des stratigraphischen Begriffs „Quintär“ vorgeschlagen. Danach ist das „Quintär“ durch die zunehmend intensive menschliche Aktivität geprägt worden. Jahn Jochen Hornung re-interpretiert den Begriffs des „Quintär“ im Sinne von Löns und stellt ihn in einen geologischen Kontext.

Inhalt

Mauersteine und Dachziegel für Hannover: Die Verkaufsgesellschaft Hannoverscher Ziegeleien, ihre angeschlossenen Ziegelwerke, die Stadthannoverschen Ziegeleien und weitere Ziegelhersteller in und um Hannover zu Beginn des 20. Jahrhunderts
Mauersteine und Dachziegel für Hannover: Die Verkaufsgesellschaft Hannoverscher Ziegeleien, ihre angeschlossenen Ziegelwerke, die Stadthannoverschen Ziegeleien und weitere Ziegelhersteller in und um Hannover zu Beginn des 20. Jahrhunderts
Franz-Jürgen Harms

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verachtfachte sich die Einwohnerzahl von Hannover. Das ging mit einem nie dagewesenen Bauboom einher. Neue Stadtteile entstanden. Grundlage für die Bautätigkeit waren u. a. Ziegelsteine. Um den Bedarf an Mauersteinen (Backsteinen) und Dachziegeln zu decken, entstanden in und um Hannover zahlreiche Ziegeleien mit damals modernen und leistungsfähigen Rundöfen. Etwa um 1900 herum dürfte die Anzahl mit Rundöfen ausgestatteter Ziegeleien ihr Maximum erreicht haben.

Mit doppelseitigem Beilagenblatt (DIN A1).

Schlüsselwörter: Niedersachsen, Region Hannover, Auelehm, Tonstein, Jura, Kreide, Tertiär, Quartär, Verkaufsgesellschaft Hannoverscher Ziegeleien, Stadthannoversche Ziegeleien, Ringofen, Carl Flemming, Ziegler

Die 85 Millionen Jahre alten Fassadensteine der Maragrethenkirche in Gehrden – ein Blick in eine Treibhauswelt
Die 85 Millionen Jahre alten Fassadensteine der Maragrethenkirche in Gehrden – ein Blick in eine Treibhauswelt
Gregor Bischoff, Jörg Mutterlose, Anette Schmidt

Die Bausteine der mittelalterlichen Margarethenkirche in Gehrden (Region Hannover) bestehen überwiegend aus gelblich-bräunlichen Kalksteinen (Trümmerkalksteinen), die aus den ca. 1 km nordwestlich gelegenen Steinbrüchen am Gehrdener Burgberg stammen. Daneben wurden für besonders exponierte Teile der Fassade geologisch deutlich ältere, dunkelgrau-grünliche Quarzsandsteine aus dem nahen Deister genutzt.

Schlüsselwörter: Trümmerkalksteine, Gehrden, Santonium, küstenfernes Flachwasser, Bryozoen, Maulwurfkrebse, Ökologie, Treibhauswelt.

Der Steinbruch Eulenflucht im Süntel in Niedersachsen – ein regionalgeologisches Referenzprofil des Berriasium (Unterkreide)
Der Steinbruch Eulenflucht im Süntel in Niedersachsen – ein regionalgeologisches Referenzprofil des Berriasium (Unterkreide)
Sandra Franke, Roberto Pierau

Im ehemaligen Steinbruch Eulenflucht im Süntel, der sich ca. 10 km südwestlich von Springe befindet, wurde ein 15,70 m mächtiges Profil an der südwestlichen Wand aufgenommen. Dieses ergänzt die Abfolge der 2009 in der Nachbarschaft abgeteuften Bohrung Eulenflucht-1 ins Hangende. Das Profil beginnt mit einer ca. 4 m mächtigen massiven Sandsteinbank, die am Top mit einem geringmächtigen Aufarbeitungshorizont endet. Darüber folgt eine ca. 9 m mächtige Wechselfolge aus hellbraunen, feinsandigen Sandsteinbänken und dunkelgrauen, teilweise heterolithischen und laminierten Ton- und Siltsteinen. Den Abschluss des Profils bildet ein etwa 3 m mächtiger dunkler, plattiger Tonstein. An der Basis der abschließenden Tonsteinschicht befindet sich eine 15 cm dicke Kohlelage gefolgt von einer ca. 5 cm bis 10 cm mächtige Muschelschill-Bank.

Hermann Löns’ „Quintär“: Ein früher Ansatz zur geologischen Stratigraphie des „Zeitalters des Menschen“ und seine Bedeutung für die Geowissenschaften
Hermann Löns’ „Quintär“: Ein früher Ansatz zur geologischen Stratigraphie des „Zeitalters des Menschen“ und seine Bedeutung für die Geowissenschaften
Jahn Jochen Hornung

Hermann Löns entwickelte 1908 ein Konzept, um geologische und biologische Manifestationen desjenigen Abschnitts der Erdgeschichte zu beschreiben, in dem der Mensch ein dominanter Akteur geworden ist (das ‚Zeitalter des Menschen‘). Sein „Quintär“ (Löns, 1908) besteht aus zwei Komponenten: einer geologischen („Quintär-Ablagerungen“ oder „Quintär-Schicht“) und einer zoogeografischen („Quintär-Fauna“).

Schlüsselwörter: Quintär; Quartär; Lithostratigrafie; Anthropozän; Zeitalter des Menschen; Archäologische Stratigrafie.

Supplement: Hermann Löns’ “Quintär” – An Early Approach to the Geological Stratigraphy of the Age of Humans and its Significance in Geosciences

Jubiläumsfeier 225 Jahre Naturhistorische Gesellschaft Hannover
Jubiläumsfeier 225 Jahre Naturhistorische Gesellschaft Hannover
Klaus D. Jürgens

1797 – 2022: Die NGH feierte Ihren Geburtstag am 10.12.2022 im Niedersächsischen Landesmuseum Hannover

Am 10. Dezember 2023 feierte die Naturhistorische Gesellschaft Hannover (NGH) im festlich-musikalischen Rahmen im Vortragssaal des Niedersächsischen Landesmuseums Hannover ihren 225. Geburtstag. Eine gute Gelegenheit für einige Rückblicke auf die Gründungszeit. Ein Höhepunkt dabei war die Verleihung des Jugendpreises der NGH.

NGH
Exkursionsberichte

Heizkraftwerke des Hannoverschen Energie- und Wasserversorgers Enercity: Gemeinschaftskraftwerk Stöcken (08.05.2010) und Heizkraftwerk Linden (24.09./29.10.2022)

Torfmoore – Rohstofflieferant, Fundgrube, Renaturierung (24.06.2022)

Fossillagerstätte und Erdölmuttergestein – die Welt des Ölschiefers nordöstlich Hannover (06.08.2022)

Naturhistorica – Berichte der Naturhistorischen Gesellschaft Hannover
Ausgabe 164/165 (2022/2023)

  • Erschienen 2023, ISSN 1868-0828
  • 140 Seiten + Beileger DIN A1, kartoniert, 17,5 x 25,4 cm
  • Preis: 10,00 € plus Versandkosten
  • © Herausgeber: Naturhistorische Gesellschaft Hannover
  • Herausgegeben im Auftrag des Vorstands
  • Redaktion: Jörg Mutterlose
  • Lektorat: Franz-Jürgen Harms (Geowissenschaften), Annette Richter (Paläontologie, Geologie, Zoologie), Dieter Schulz (Biologie)
  • Für den Inhalt der Beiträge sind die Autoren verantwortlich
  • Design, Satz: Matthias Winter, vemion GbR, Hannover

Naturhistorische Gesellschaft Hannover
Gesellschaft zur Pflege der Naturwissenschaften · Gegründet 1797