Leitung Prof. Dr. Klaus D. Jürgens
Ein Bericht von Jürgen Marsky (geo@marsky.de) und
Martina Reimann (martina.reimann@gmx.de)
Die ökologische Bedeutung von Mooren rückt immer mehr in unser Bewusstsein. Die Firma Gramoflor in Vechta erforscht und erzeugt neben torfhaltigen auch auf alternativen Rohstoffen basierende Erden. Sie befasst sich zudem mit der Renaturierung von Mooren und züchtet erfolgreich Torfmoose. Außerdem wird die Ausgrabung eines ca. 2000 Jahre alten Bohlenwegs im Aschener/Heeder Moor und seine historische Bedeutung vorgestellt.
Diese knappe Zusammenfassung des Exkursionsthemas ist auf der Homepage der NGH inzwischen aus dem Veranstaltungskalender ins Veranstaltungsarchiv gerückt. Wir fanden aber, ganz so schnell sollte nicht vergessen werden, was wir an diesem Tag gehört und gesehen haben. Darum sind wir einigen Fragen weiter nachgegangen und haben diesen Bericht geschrieben – für unsere Mitreisenden, aber auch für alle, die auf den leer gebliebenen Plätzen im Bus hätten sitzen können. Die oben zitierte Überschrift bietet dazu die Stichwörter.
Die Landschaft rund um Vechta ist geprägt durch die letzte Eiszeit. Nach dem Abschmelzen der Gletscher verblieben Endmoränenzüge wie die Dammer Berge. Auf den vorgelagerten Sanderflächen entstanden Toteisseen wie Dümmer und Steinhuder Meer. Die Diepholzer Moorniederung zeichnet den Verlauf einer Schmelzwasserrinne nach.
Welche Rohstoffe liefert diese als Teil des heutigen Naturparks Dümmer bis in die Gegenwart? Schon vom Bus aus sahen wir Pferdekopfpumpen und einzelne Bohrtürme, die hier das Erdöl aus weitgehend erschöpften Jura- und Kreideschichten fördern. Der über die Zeit wichtigste Rohstoff war und ist aber der Torf. Für die Menschen, die das Moor für landwirtschaftliche Zwecke kultivierten, war er der einzig verfügbare Brennstoff. Von ihnen hieß es: „Den Ersten sien Doad, den Tweten sien Not, den Dridden sien Broad.“
Wer sich dem Leben der Moorbauern annähern möchte, kann das mit einem Spiel tun: https://lookout-spiele.de/de/games/agricola_moorbauern.html
Moore sind dauernasse, saure und extrem nährstoffarme Biotope. Die hier wachsenden Torfmoose bezie-hen ihre Nährstoffe ausschließlich aus dem Wasser. Torfmoose wachsen wurzellos. Während sie am oberen Ende Biomasse bilden, sterben sie am unteren Ende und sinken ab. Es entsteht, unter Ausschluss von Sauerstoff, Torf. Intakte Moore wachsen so pro Jahr um ca. 1 mm nach oben. Da die abgestorbenen Pflanzenteile nicht verrotten, bleibt der in ihnen vorhandene Kohlenstoff gebunden. Gesunde Moore sind deshalb als sog. CO2-Senken vermehrt ins Bewusstsein der Klimawandelthematik gerückt. In drainierten Mooren hingegen gelangt der Torf in den Einfluss des Sauerstoffs der Luft, es beginnt die Zersetzung und damit Frei-gabe von Kohlendioxid. Wiedervernässung allein vermag diesen Prozess nicht umzukehren, da so gut wie keine Sporen für eine neue Vegetation mehr vorhanden sind. Im Gegenteil, wenn die für die landwirtschaftliche Nutzung entstandene Deckschicht nicht entfernt wird, werden durch deren Stickstoffgehalt und das Bodenleben klimaschädliches Lachgas und Methan gebildet.
In Zeiten der Brennstoffknappheit, zuletzt nach dem Ersten Weltkrieg, mussten Holz und Kohle durch Torf ersetzt werden. In der Gegenwart wird er aber fast ausschließlich für die Herstellung von Gartenerde gebraucht und ist als deren wichtigster Bestandteil nur schwer zu ersetzen. Warum das so ist und was man möglicherweise daran ändern kann, machte uns Joseph Gramann von der Firma Gramoflor in seinem Vortrag und bei der Fahrt über das Betriebsgelände deutlich.
Wir haben zu dieser Frage eine unparteiische Seite aufgerufen: https://www.gartenfreunde.de/gartenpraxis/gartenpflege/torfersatzstoffe/
Die Firma Gramoflor arbeitet aber nicht nur an der Entwicklung von Torfersatzstoffen, sondern hat auch eine Methode zur Moorrenaturierung entwickelt: Beim Ober- und Unterfeld-Verfahren wird die Torfgewinnung verbunden mit der Wiedervernässung der abgetorften Flächen, auf denen dann wieder moortypische Pflanzen, vor allem Torfmoose, angesiedelt werden können.
Mehr unter: https://www.gabot.de/ansicht/gramoflor-leitfaden-zur-torfmoosvermehrung-396561.html
Im Aschener/Heeder Moor wurde ein etwa 2000 Jahre alter mehr als 4 km langer Bohlenweg ausgegraben und teilweise geborgen. Einzelheiten dazu erfuhren wir von Detlef Tänzer, dem Geschäftsführer des Naturparks Dümmer. Er begleitete uns über einen 2021 eröffneten Besuchersteg durch das Moor zu einer Aussichtsplattform und gab ergänzende Informationen zu den Informationstafeln.
Dass Moore auch Fundgruben sind, ist für Freunde des Landesmuseums nicht neu: Was dort im stark sauren, von Huminsäuren dominierten Milieu einmal versunken ist, bleibt weitgehend erhalten (z. B. der „Rote Franz“). Im Moor geborgene gebrochene Wagenachsen und Räder zeigen, dass der Bohlenweg auch mit Fuhrwerken befahren wurde, außerdem fand man Keramikscherben, Teile eines Wollmantels, Lederriemen, einen sandalenartigen Lederschuh und vieles mehr.
Mehr unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Moorweg_im_Aschener_Moor_Pr_VI
Videos zum Torfabbau und zur Ausgrabung des Moorwegs finden sich auf Youtube unter:
https://www.youtube.com/watch?v=ybxkcqByvDc
Die Diepholzer Moorniederung. Quelle: Naturpark Dümmer.
Das Oberfeld-Unterfeld-Verfahren der Firma Gramoflor, Vechta. Quelle: Gramoflor.
Das Oberfeld-Unterfeld-Verfahren der Firma Gramoflor im Vechtaer Moor. Foto: J. Marsky.
Konstruktionszeichnung des Moorweges Pr 6 von Hugo Prejawa, 1896. Quelle: Naturpark Dümmer
Geborgene Bohlen des Moorwegs. Foto: M. Reimann.